Kann man Erfüllung aktiv herbeiführen?

Ich mache mir in den letzten Tagen Gedanken zu der Frage „Wann - in welchen Situationen - bin ich erfüllt und/ oder fühle ich mich lebendig?“

Ich kann mich an drei Situationen in den letzten paar Wochen erinnern, in denen ich dieses tolle Gefühl von Erfüllung gespürt habe, es sich aber jedes Mal etwas unterschiedlich angefühlt hat.

Beim ersten Mal war ich gerade auf meinem Roadtrip entlang der Ostküste Kanadas. Ich hatte diesen wahnsinnig schönen Fleck Erde gefunden: der Clearwater Lake in Nova Scotia. Ich hatte an diesem See eine Übernachtung in einem Tiny House über Airbnb gebucht und wusste sofort als ich ankam, dass ich unbedingt länger bleiben muss. Also buchte ich sofort eine zweite Nacht um einen vollen Tag an diesem magischen Ort zu haben, der in mir vom ersten Moment an eine innere Ruhe ausgelöst hat. Ich verbrachte den größten Teil des Tages mit „sein“. Es war auch ein bisschen essen, lesen und Katzen streicheln dabei, aber die meiste Zeit sass ich einfach nur da und schaute auf den See. Dieser Moment fühlte sich schon sehr erfüllend an, wurde aber noch getoppt durch meine 2-stündige Kajaktour allein auf dem See. Sobald ich los gepaddelt war, geriet ich diesen gewissen Flow. Meine Gedanken fingen an zu fließen und ich spürte eine enorme Leichtigkeit, gemischt mit Freude - fast schon freudige Erregung.

Beim zweiten Mal saß ich in einem Berliner Hinterhof und nahm an einem Workshop teil. Um mich herum saßen die anderen Teilnehmer und vorn erzählte Katharina etwas zum Thema „Marketing Ethnographie“. Ich spürte auf einmal wie mir warm ums Herz wurde und fühlte eine tiefe Dankbarkeit. Dankbar für meine Lebensumstände, dafür, dass ich das Privileg habe mich weiterbilden zu können und in einer Stadt lebe, die so viel Inspiration bietet.

Beim dritten Mal war ich im Fitnessstudio gerade dabei etwas Neues auszuprobieren: Zumba. Ich bin ein Körperklaus - ich kann nicht verschiedene Dinge gleichzeitig mit meinen Armen und Beinen machen. Warum zur Hölle hatte ich mich also für diesen Kurs entschieden?? Freude daran mich zum Hampelmann zu machen? Oder vielleicht die Intension meine Komfortzone zu erweitern? Jedenfalls hopste ich anfangs unkoordiniert durch die Gegend und dachte die ganze Zeit „Oh Gott, was denken die anderen?“ Irgendwann war es mir zu anstrengend gleichzeitig zu hopsen und an die anderen zu denken, weshalb ich Zweites sein ließ. Und dann fing es an Spaß zu machen. Ich hopste immernoch unkoordiniert durch die Gegend, aber nun mit einem Grinsen im Gesicht. Ich merkte wie die Energie durch meinen Körper floss und fühlte mich plötzlich ganz leicht ums Herz. Ich spürte so viel Lebensfreude und Motivation. Ich ging ganz beseelt aus diesem Kurs.

Welches Muster lässt sich nun erkennen?

  1. In allen drei Situationen war ich in dem Moment für mich allein - also nicht im Gespräch oder intensiver Verbindung mit anderen Menschen.

  2. Ich war mitten in einer Aktivität - also nicht am Nichts tun.

  3. Ich war dabei etwas zu tun, das mir Spaß macht und/ oder mich interessiert und/ oder inspiriert.

Daraus ergibt sich für mich die Frage: Kann man das Gefühl von Erfüllung/ Lebendigkeit aktiv herbeiführen? Oder muss man darauf warten, dass es sich zufällig von allein einstellt?

Ich kann die Frage (noch) nicht mit Gewissheit beantworten. Was ich jedoch herausgefunden habe, ist, dass man positive Rahmenbedingungen schaffen kann um sich dem Gefühl zu nähern.